St.Petersburg


Д о б р о    п о ж а л о в а т ь !


Blick auf die berühmte Ermitage

Das erste Seminar, die erste Stadt - St. Petersburg. Bei dieser ersten Reise wurde viel gemacht um sich erst einmal kennenzulernen, wie mehrsprachige Aufgaben, um die Kommunikation in Gang zu bringen, Gruppenspiele und Vertrauensuebungen. 

Das eigentliche Thema aber waren Normen. Die Stadtrallye gab davon schon einen ersten Eindruck. Mit durchaus ungewoehnlicher Methode sollte die Reaktion der Passanten auf einer belebten Petersburger Strasse gezeigt werden. So musste eine Zitrone in etwas hoeher wertigeres umgetauscht werden oder das Strassenleben mit Standbildern bereichert werden.


Durch Besuche von Museen und Zeitzeugen wurde uns ausserdem die Situation von Menschen außerhalb der Norm klar gemacht und gezeigt. Gruppen von uns machten sich also auf den Weg zu Migranten, Homosexuellen oder Menschenrechtlern.  Um euch das zeigen zu können, was wir bei diesem Seminar gelernt und empfunden haben, wurden uns in verschiedenen Workshops beigebracht wie wir es in Fotos, Interviews oder Texten verarbeiten können.

Impressionen zu Stadtrallye 





W O R K S H O P S

Empfindungen mitteilen und trotzdem noch Platz für eine eigene Vorstellung lassen.
Nicht alle Leute dieses Projekts waren bei diesem Workshop dabei, sie waren verteilt auf diesen Workshop, Fotographier-Workshop und Interview-Workshop.

Kurzprorträt  - Das Schreiben eines Kurzporträits war Hauptthema des Schreib-Workshops.

Als Gruppe zusammen (5 Pers.) wurde das Grundwissen gesammelt und zu Papier gebracht. Jeder hatte andere Ideen und Einfälle und es wurde nicht nur in Worte gefasst das ganze, nein auch Zeichnungen, Pfeile und alles was man aus einem Plakat und einem Edding holen kann wurde genutzt.
Kurzporträits sind wahrlich nicht leicht. Zur Übung wurden wir von einander gegenseitig "interviewt" und dann versuchten wir daraus Texte zu formen.
Mit etwas Hilfe gelang das auch ziemlich gut. Jeder hatte einen anderen Stil und eine andere Art die Person zu beschreiben - jeder Text war einzigartig.

Und als Abschluss dieses Workshops sollten wir die Personen, die wir in den extra organisierten Interviews kennengelernt haben, in einem Kurzproträit darstellen.


I N   D E R   S P I R A L E   D E R   A R M U T  -  
D A S   S C H I C K S A L   V O N   M I G R A N T E N   I N  
R U S S L A N D 
                                                                         
Tadschiken, Usbeken, Kirgisier – beliebt sind sie in Russland nicht, ganz bestimmt nicht. Trotzdem treibt sie die Armut, die Perspektivlosigkeit, die Hoffnung auf Wohlstand und ein besseres Leben in das Land der Möglichkeiten, das Land ihrer Träume – Russland.


Magaryta, Gabi, Basia und Julian sprachen in St. Petersburg mit Migranten aus Zentralasien.  


Im Kampf für Minderheiten
Zwei Frauen sitzen in einem weiten Büro mitten im Zentrum von St. Petersburg. Ekatarina und Mariam. Sie beide haben eins gemeinsam – sie sind Migranten, Migranten aus Mittelasien. Sie teilen das Schicksal der Diskriminierung, der ständigen Schikane.

Zwischen ihnen sitzt Andrej, er ist Russe und arbeitet bei Memorial. Die Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht Migranten, speziell Migranten aus den ehemaligen Sowjetrepubliken in Zentralasien zu helfen. Diese strömen zur Zeit zu Tausenden aus ihren von Misswirtschaft und Arbeitslosigkeit geprägten Heimatländern in die pulsierenden Metropolen Russlands, allen voran St. Petersburg und Moskau. Die Experten von Memorial beraten und helfen den oft mittellosen Wirtschaftsflüchtlingen nicht nur juristisch sondern auch psychologisch. Außerdem engagiert sich der Verein bei Aktionen gegen Rassismus und in der Arbeit mit Sinti und Roma. „Im Zentrum steht der Schutz von Minderheiten, die in unserer Gesellschaft oft die Opferrolle übernehmen müssen.“, sagt Andrej und nimmt einen Schluck seines stark gesüßten Kaffees, „Wir wollen etwas verändern und arbeiten dazu auch mit der UNO zusammen.“ So konnten er und seine Kollegen erst in diesem Jahr ein Ferienlager für Kinder von Sinti- und Romafamilien veranstalten.



Von Ausbeutung im Wohlstand

Jetzt beginnt Mariam zu sprechen. Eine Frau mittleren Alters mit dunklem Teint. Ihre Geschichte ist bedrückend, scheint unglaublich und ist doch so typisch für Mitbürger ihres Landes, Kirgisien, in Russland. Auf der Suche nach Arbeit landet sie zufällig bei einer russischen Supermarkt-Kette, sie verdient schlecht, kennt St. Petersburg schlecht und arbeitet hart, sieben Tage die Woche. Mit ihrem Lohn wird getrickst, selten bekommt sie das vereinbarte Geld. Doch dann hat Mariam ein Problem. „Ich wurde krank.“, erzählt sie leise, „Mein Chef hatte kein Verständnis, ich sollte weiterarbeiten, aber ich konnte nicht.“ Mariam läuft weg, sie will so nicht mehr arbeiten und leben und landet bei Memorial. Aus ihren Erfahrungen heraus wolle sie anderen Betroffenen helfen, erklärt sie. „Probleme mit der Polizei, dem Pass, der Arbeitserlaubnis und der nicht verlängerten Aufenthaltserlaubnis gehören zur Tagesordnung.“ Mit ausländerfeindlichen Russen hat Mariam allerdings nur selten Probleme. „Höchstens ein-oder zweimal im Jahr gibt es solche Vorfälle.“, sagt sie. Aber das hänge immer auch vom Stadtteil ab.




„Das Problem sind nicht die Menschen, das Problem ist der Pass.“

Dann spricht Ekatarina über ihr Schicksal. Der großen, modisch gekleideten Frau sieht man ihre Herkunft nicht an, sie könnte auch Russin sein, aber ihr Heimatland ist Turkmenistan. Sie arbeitet jetzt seit September 2011 bei Memorial in St. Petersburg. Davor war die Juristin in verschiedenen anderen Menschenrechtsorganisationen tätig. Ekatarina ist gut ausgebildet. In ihrer Heimat hat sie zuerst die russische Schule besucht, sodass sie perfekt Russisch spricht. Dann geht sie ins Nachbarland Kirgisien, an die Universität von Bischkek, wo die gläubige Muslima dann Jura studiert. Nach fünf Jahren in der zentralasiatischen Republik siedelt sie nach Russland um, denn ihre Verdienstmöglichkeiten sind schlecht, sehr schlecht, in ihrer Heimat. „Eigentlich, so dachte ich, müsste ich in Russland mit meiner Ausbildung gute Chancen haben. Aber es kam anders.“, berichtet Ekatarina, „Die russische Gesellschaft ist sehr aggressiv gegenüber Migranten, das ist natürlich nicht sehr angenehm.“ Bei Memorial träfe sie aber auf keinerlei solcher Einstellung, meint sie. Hier berät sie Migranten in Rechtsfragen und Passangelegenheiten. „Das Problem sind nicht die Menschen, das Problem ist der Pass.“




Von Zentralasien nach Russland – Migranten auf dem Weg in ein besseres Leben?
Aber dass es solche Migration überhaupt gibt sei kein Wunder, darin sind sich Mariam und Ekatarina einig. „In der ehemaligen Sowjetunion gab es Fabriken, die Menschen hatten Arbeit, aber Anfang der 1990er Jahre, nach dem Zusammenbruch der UdSSR, schlossen die Fabriken.“, erklärt Mariam, „Die Jugend hat keine Perspektive, spricht kein Russisch, hat absolut keine Chance.Bei uns hängt das Leben von einem selbst ab.“ In Mittelasien sei vom Staat wenig zu erwarten, Korruption bis in höchste Kreise, Vetternwirtschaft und schlechte Bildung zeichnen ein trauriges Bild von Ländern, die einst Teil einer Weltmacht waren. Es scheinen die Verlierer der neuen Welt zu sein. „Wer doch da bleibt, flüchtet sich in die Drogenproduktion.“, erzählt Ekatarina, „Aber Russland ist nahe. Viele Menschen sehen durch die rosarote Brille auf Russland als Land der Möglichkeiten, des Reichtums. Wer aber kein Russisch kann, ist verloren.“ Russland ist für Ekatarina und Mariam ein hartes Land. Eine strenge, komplizierte Bürokratie, fast keine Möglichkeit die russische Staatsangehörigkeit zu erwerben und die ausländerfeindliche Einstellung vieler Russen machen das Leben für Zentralasiaten zu einem echten Überlebenskampf. „Schuld daran seien vor allem die Medien.“, meint Ekatarina, „ Sie stellen alle als Verbrecher und schlechte Menschen dar.“ „ Dabei haben die Hälfte aller Einwanderer aus Mittelasien einen Hochschulabschluss.“, fügt Mariam hinzu.

„Auch wenn sich die Situation in letzter Zeit verschlechtert hat, wir werden unseren Kampf für ein menschenwürdiges Leben auch von Migranten nicht aufgeben.“, dessen ist sich Ekatarina sicher.

Mehr zum Thema findet ihr unter http://www.memorial.spb.ru/

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V O M   G L Ü C K   I N   E I N E R   
A N D E R E N   W E L T





Menschen, die taub oder still sind, sind glücklicher als die, die alles haben im Leben. Sie können besser mit dem Leben umgehen, als die normalen Menschen. Sie kämpfen um ihr Recht bis ans Ende, sie zeigen uns allen, dass die Behinderung keine Schwierigkeit ist, sie können auch mit ihr alles gewinnen. Solche Menschen sind offen und sie wollen allen, auch wenn sie es nicht einfach haben, ihr Leben zeigen Sie treffen auf Diskriminierung, da sie als unnormal empfunden werden. Andrej, der taube Kuenstler, ist sehr nett, sympathisch und offen. Er erzählt über seine Familie, Schule und wie seine Künstler-Karriere begann. Er muss viel durchmachen, aber er hat nicht aufgegeben. Andrej gibt uns sogar noch eine kleine Geste  aus der Gebaerdensprache mit auf den Weg. Später bittet uns eine Frau, eine Mitarbeiterin von Andrej, dass wir etwas über das Treffen in Muttersprache sagen und am Ende sollten wir zeigen "Glaube an dein Herz" in Gebaerdensprache. Das war für mich sehr wichtig, aber auch sehr fasziniert. Ich freue mich sehr, dass ich ihn kennengelernt habe und dass ich an dem Treffen teilnehmen konnte. Ich werde das lange in meinem Kopf in Erinnerung behalten. 






R E C H T   A U F   L I E B E  

Am 9. November hatten wir die Möglichkeit mit einem der Mitglieder die für Menschenrechte kämpfende Gruppe LGTB, zu sprechen. Viele Menschen denken, dass sich Homosexuelle viel von uns unterschieden und mehrmals bezeichnen sie es wie eine Krankheit, aber sie liegen falsch.



Alexandra unterscheidet sich nur in ihrer sexuellen Orientierung, ansonsten ist sie ein gleich normaller Mensch wie wir alle. Nur durch ihren einzigen Entschluss wird sie sehr oft diskriminiert. Vor einiger Zeit wurde in Russland ein weiteres Gesetz eingeführt gegen die Rechte von Homosexuellen. Es ist dazu gekommen, weil wenige Menschen wissen, was es bedeutet „anders liebend“ zu sein, oder einen falschen Eindruck gegenüber Homosexuellen haben. Wir konnten auch erfahren, dass Schwule manchmal mitten auf der Straße geschlagen oder sogar bis zu Tode geprügelt wurden und niemand reagierte.




In Russland existieren viele Gesetze gegen Homosexuelle. Die Auswirkungen sind verschieden z.B. geringere Chancen auf eine Arbeit, Verweigerung des Schulrechtes und sogar auf ärztliche Hilfe. Wer über sich und seine Rechte nachdenkt und für sie eintritt, muss auch erkennen, dass Homosexuelle auch Menschen mit gleichen Rechten und gleicher Würde sind.

                                                                                           
V E R B O T E N E   K U N S T 

Am 9.11. waren wir bei Puschkinskaya 10, einem ehemals von illegelen Künstlern besetzten Haus. Zu Zeiten der Sowjets waren Künstler, die sich mit Surrealismus und Performance beschäftigten, nicht vom Staat anerkannt.


Deshalb sahen diese Künstler sich gezwungen, leer stehende Häuser zu besetzen, um sich frei auszuleben. In der Puschkinskaya 10 leben heutzutage Künstler aus allen Teilen der Welt und haben Projekte in Russland laufen.


Wir hatten ein Gespräch mit einem der drei Gründer Evgeni Orlov und haben dadurch sehr viele Eindrücke gewonnen. Es erfüllt einen mit Ehrfurcht, mit einer solchen Persönlichkeit zu reden. Man trifft selten Menschen, deren Ideale und Prinzipien ihnen wichtiger sind als das eigene Wohlergehen. Aber so war es damals, denn als „illegaler“ Künstler war man damals immer der Gefahr ausgesetzt, gefoltert und eingesperrt zu werden. Und deshalb ist es für einen selbst ein großer Gewinn, sich mit einem solchen Mann zu unterhalten. Wir wurden sehr nett empfangen und es war sehr angenehm sich in Puschkinskaya 10 aufzuhalten, da man stets das Gefühl hatte willkommen zu sein.


Es waren viele verschiedene Menschen in diesem Haus anzutreffen. Es geschieht ein ständiger Austausch zwischen den Künstlern und man selbst steht mittendrin. Das war ein sehr schönes Gefühl.
Joel
http://www.p-10.ru/

K A M P F   U M   M E N S C H E N R E C H T E



Gestern waren wir bei der Menschenrechtsorganisation „Grazhdanskiy Kontrol“, die sich in Ligovskij Prospekt in St. petersburg befindet. Wir haben ein Gespräch mit Jurij Innokentievitsch, dem stellvertretenden Vorsitzenden, geführt. Unser Austausch war sehr spannend und informativ. Er hat uns über Russland in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg erzählt. Am meisten hat mich seine Art und sein Wunsch weiter zu kämpfen überrascht. Auf seinem Weg gab es sehr viele Schwierigkeiten. Die Atmosphäre war sehr angenehm und gemütlich, weil Jurij trotz allem eine sehr freundliche Person ist. Wir konnten von ihm lernen selbstbewusster zu sein. Er hat versucht, uns zu vermitteln, keinen gleichgültigen und opportunistischen Blick auf unsere Umwelt zu haben.


K V A R T I R N I K

Ein Konzert zu Hause im einen Zimmer – undenkbar? Vielleicht … aber möglich und in Petersburg sogar sehr populär. So eine Veranstaltung heißen Kvartirnik  (es kommt von russischen kvartira – Wohnung also kvartirnik ist etwas wie eine Zimmerparty) und hat bereits eine lange Tradition. Wir durften sogar bei einen Teilnehmen. 



Der Art russische Kultursalon zur Umgang mit Literatur und Musik entstand schon zur Zarenzeit und erlebte ihren Höhepunkt am Anfang des 19. Jahrhunderts. Damals wurden solche Begegnungen nur von der Oberschicht veranstaltet, doch zu Sowjetzeiten rückte der Kvartirnik schnell in die Mitte der Gesellschaft – die Hauptursache waren die eng gesetzten, zensorischen Grenzen für die Autoren und Musiker. Der Sozialistische Realismus eine begrenzte Stilrichtung ausgeübt, so dass sich jeder Schriftsteller oder Poet an die engen Vorgaben gebunden sah. Gelesen und demzufolge auch gedruckt wurden nur die Mitglieder des Schriftstellerverbandes und nach strengen zensorischen Prüfungen. Parallel dazu entstanden die unterschiedlichsten Formen und Möglichkeiten des totalitären Regimes zu entkommen. Eine davon war der Kvartirnik. Hier im engen Vertrauten Kreisen durfte man spielen, rezitieren, singen was man nur wollte um so der allgegenwärtigen Kontrolle des Staates zu entgehen. So wurden die Kvartirniks in Untergrund organisiert und gehörten auch in gewissermaßen zu Opposition gegen der Regierung. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 fiel auch diese Zensur weg. Eigentlich brauchte man nun die Kvartirniks, nicht mehr. Trotzdem seit ein paar Jahren wird die alte Tradition wieder neu belebt. 



Unser Gastgeber hatte und diese Geschichte erzählt. Er organisiert regelmäßig solche Veranstaltungen genauso wie seine Großmutter es schon tat bis ihre Wohnung von der Statt enteignet wurde. An dem Abend trat für uns die Petersburger Indie – Rockgruppe Kilimanjaro. Alle habe sich riesig amüsiert und waren beeindruckt von dem Fähigkeiten der zwei Musiker. Zweimal wurde zum bis gespielt und eine CD von dem Duo konnte man auch noch bekommen.  Ein Kvartirnik ist ein einmaliges Erlebnis, wir schätzen es sehr das wir daran teilnehmen durften besonders darum das die ganze Sache sehr Alternativ wirkt und nicht jeder der Petersburg besucht davon weißt und die Möglichkeit hat daran teilzunehmen. 


Mehr darüber hier: 
http://www.kvartirniki.spb.ru/
und hier: http://www.kilimanjaro.su/

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